Hacking evaluation – mit Single Point Rubrics!

Wie kann man Lernprodukte evaluieren, die so unterschiedlich sind wie die Lernenden selbst? Eine Möglichkeit sind Single Point Rubrics.

Priska Fuchs passionierte Lernbegleiterin, Schul- und Unterrichtsentwicklerin

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Mit „normalen“ Rubrics habe ich schon oft gearbeitet. Neben all den positiven Aspekten haben mich jedoch zwei Dinge immer besonders gestört:

1. dass ich mir als Lehrperson alle Möglichkeiten ausdenken musste, was die Lernenden falsch oder ungenügend machen könnten und

2. dass alles bereits vordefiniert ist, die Lernenden also wenig bis keinen Gestaltungsspielraum haben und sich oft mit dem Geforderten zufrieden gaben.

Mit einer Single Point Rubric können diese zwei Probleme ziemlich effizient gelöst werden. Statt alle Abstufungen zu jedem Kriterium im Voraus fix zu definieren, legt die Lehrperson (im Idealfall zusammen mit den Lernenden) nur die gewünschte/geforderte Kompetenzstufe fest. Gesamthaft gibt es 4 Spalten, wobei drei leer sind.

 

  1. Spalte: Dies braucht noch Beachtung, daran sollte noch gearbeitet werden…
  2. Spalte: Hier wird das gewünschte Kompetenz-Niveau definiert.
  3. Spalte: Die Lernenden können hier die Evidenz fürs Erreichen der Kompetenzen beschreiben. (Bei den ersten Projekten habe ich diese Spalte weggelassen, da ich dachte, sie sei überflüssig. Ich habe dann aber gemerkt, dass sie sehr hilfreich sein kann.)
  4. Spalte: Hier wird Herausragendes beschrieben, das entweder die Lernenden der Lehrperson zeigen möchten oder das ich als Lehrperson festgestellt habe.

 

Das hat natürlich einerseits den Vorteil, dass ich als Lehrperson viel schneller eine Rubric erstellt habe. Zudem ist die Chance, dass die Lernenden diese auch wirklich lesen, deutlich höher!

Doch auch wenn das nun ziemlich einfach klingt, in der Praxis haben sich in meinem Unterricht zwei drei Bereiche ergeben, die besondere Beachtung brauchen:

 

  1. Das Erarbeiten der Beschreibung der gewünschten Kompetenz zusammen mit den Lernenden braucht viel Zeit und ist in einer nicht Tagesschule (und vielleicht auch dort) nicht immer möglich.
  2. Es muss sichergestellt werden, dass die Lernenden die Beschreibungen verstehen. Am besten wäre es deshalb, eine Bewertung anhand eines Beispiels zu machen.
  3. Die eigentliche Bewertung, also das Schreiben der Kommentare zu den einzelnen Kriterien, braucht ziemlich viel Zeit, und die Besprechung derselben mit den Lernenden noch mehr. Doch die Investition lohnt sich definitiv. Endlich wird über Lernziele und Kompetenzen, das Lernen selbst, die nächsten Schritte etc. diskutiert und nicht mehr ausschliesslich über Noten. Besonders gut gelingt dies, wenn die Lehrperson lösungsorientiert nachfragt.
  4. Trotzdem: Eigentlich ist die Single Point Rubric vor allem für formative Evaluation geeignet. So lange wir jedoch auch Noten generieren müssen, muss ich Wege finden, wie ich das beschreibende Feedback in Notenwerte umwandeln kann. Bewährt hat sich bei mir folgendes Vorgehen: Ist die gewünschte Kompetenz in allen Punkten erreicht, bedeutet das die Note 5. Für alle Punkte, die herausragend sind (4. Spalte), kommen noch einige Zehntel dazu: bei fünf Kriterien z.B. max 0.2 Notenpunkte pro Kriterium, bei vier 0.25. Analog werden diejenigen Punkte abgezogen, die noch nicht ganz erfüllt sind (1. Spalte).

Besonders geeignet ist die Single Point Rubric dort, wo es einen kreativen Freiraum für die Lernenden gibt und bei komplexeren Projekten.

Spannend ist es, wenn die Lernenden sich gegenseitig Feedback geben.

Natürlich ist auch eine Kombination von Checkliste und Single Point Rubric denkbar. In die Checkliste gehören dann ganz klare und einfache Kriterien (z.B. Anzahl Seiten für eine Arbeit, Dauer einer Präsentation, Schriftgrösse etc.). Und die umfassenderen und in der Regel kompetenzorientierten Kriterien werden in der Single Point Rubric abgebildet.

Besonders geeignet ist die Single Point Rubric dort, wo das Resultat/Lernprodukt… nicht ganz genau vorgegeben ist, sondern wo es einen kreativen Freiraum für die Lernenden gibt und bei komplexeren Projekten. In diesem Sinne wünsche ich mir, dass möglichst oft Single Point Rubrics zum Einsatz kommen. So werden der Selbstbestimmungsanteil, die Kreativität und das Engagement der Lernenden für den Lerngegenstand automatisch erhöht.

Damit ich die Single Point Rubric einfacher in Noten umrechnen kann – das muss ich leider immer noch – wende ich oft obige Darstellung an. In den Projekten unten findet ihr einige Vorlagen.

Natürlich kann man die Kriterien auch unterschiedlich gewichten.

Und: Ich lasse meist ein Kriterium leer. Das dürfen die Lernenden selber ausfüllen, damit ich dem Beachtung schenke, was sie mir ganz besonders zeigen möchten, worauf sie ganz speziell stolz sind.

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Priska Fuchs

passionierte Lernbegleiterin, Schul- und Unterrichtsentwicklerin am Kaufmännischen Bildungszentrum Zug, an der PH Zug und Projektleiterin beim Herzensprojekt TeachOz

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